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Gute Website, schlechte Website – Wissenswert für Nicht-Designer

Olga Kulmann 7th Juni 2021

Es gilt: Je attraktiver und userfreundlicher die Website gestaltet ist, desto seriöser wirkt das Unternehmen, das sie repräsentiert. Die aufpolierte Fassade im Web ist heute ein Muss, wenn man aussagekräftig und anziehend für Kunden aussehen will. Denn hinter designerisch geschmackloser Website, veraltetem Webdesign oder technischen Fehlern können ganz vielfältige Ursachen stecken – vom Personalmangel und Ressourcenmangel bis hin zur Betrugswebsite, in die man kein Geld investieren will, weil sie nur vorübergehend online ist.

Eine gute Website bildet also die Grundlage für den Erfolg jedes Projektes. Da diese Phrase sehr oft im Web vorkommt, könnte man vermuten, dass alle schon wissen, was gut und was unangemessen auf der Website ist, warum Nutzer eine Website sofort verlassen, dass spannende Inhalte allein nichts nützen, wenn die Website nicht userfreundlich ist, egal ob es um ein Newsportal, einen Onlineshop, ein Unternehmen oder ein Blog geht. Merkmale, die eine gute Website ausmachen, werden bis ins Detail nahezu auf jedem Blog erklärt, das sich mit dem Marketing oder Webdesign befasst. Verdient dieses sehr wichtige, aber etwas abgedroschene Thema, hier nochmals behandelt zu werden?

Wozu schon wieder das Thema Gute Website durchkauen?

Dann die Frage: Wer liest denn Beiträge, die sich Websites widmen? Webdesigner, Webentwickler, Blogger, Websitebetreiber, Besitzer der Onlineshops, Online-Marketer und Content-Writer. Noch eventuell Personen, die genannte Bereiche beherrschen möchten. Alles.

Die moderne Welt dreht sich zwar um das Internet und Websites, aber es gibt auch “normale” Menschen, die sich in anderen Bereichen bewegen und nicht unbedingt großes Interesse für dieses Thema haben, um sich darin einzuarbeiten. Außerdem beansprucht jedes Lernen Zeit. Und es ist häufig so gut wie unmöglich, noch das Erlernen nicht relevanter Dinge in den Alltag einzubauen. Deshalb ist das Webdesign mit all zusammengehörenden Aspekten wie SEO für recht viele Menschen ein ferner Planet, den sie nie ansteuern werden. Und müssen das auch nicht, so wie auch Webdesigner müssen nicht das Nähen, Schneiden oder Sticken lernen, um zu verstehen, dass die Hose schlecht sitzt. Es würde hier völlig ausreichen zu wissen, was bequem und schön bedeutet.

Es wäre aber falsch zu behaupten, dass die Qualität von Websites eine Frage ist, die Laien gar nicht kümmern soll. Denn fast nichts geht heute ohne das Internet. Ob die Recherche nach Infos, um sich selbst zu entwickeln, die Jobsuche oder das Online-Shopping – Wir alle kontaktieren täglich mit unzähligen Websites, die sich sowohl als nützlich als auch unserer Aufmerksamkeit nicht wert oder sogar als schädlich erweisen können. Wenn uns im Büro oder im stationären Shop mit einem Blick klar ist, ob es sich lohnt, wieder reinzuschauen, ist es im Web nicht so offensichtlich. Wann kann man auf der Website bleiben und wann ist es besser, sofort wegzuklicken, ohne nach Perlen im Misthaufen vergebens zu suchen? Dieses Verständnis würde Nutzer von unüberlegten Schritten abhalten sowie die Geldbörse und Nerven vieler Nicht-Designer bzw. Nicht-Marketer schonen.

Gute Website ohne Designwissen erkennen

Ich möchte dir ein paar Tipps ans Herz legen, was du als ein Mensch ohne jeglichen Designhintergrund vor Augen halten solltest, um eine Website bewerten und richtige Schlüsse über deren Qualität ziehen zu können. Dabei musst du nichts Neues lernen, lass Webdesigner und Marketer sich durch den Theoriedschungel kämpfen. Du brauchst es nicht, Regeln zur Farbkombination zu kennen oder dir die Usability-Ansätze speziell anzueignen. Obwohl es Tools gibt, die einige Aspekte des Designs messbar machen, kommst du völlig ohne diese Hilfsmittel aus. Denn deine Eindrücke von der Website liefern dir schon die richtige Antwort. Deine Wahrnehmung wird dein einziges Richtmaß sein. Auf dieser Grundlage wird es dir gelingen, Gutes von Schlechtem zu unterscheiden.

Gute Website und Musik – Wie passt das zusammen?

Es ist eine bewiesene Tatsache, dass musikalische Laien erkennen können, wenn jemand Töne nicht trifft. Es ist dabei unwichtig, ob ein Stück dem Hörer bekannt ist. Melodische und andere Fehler werden von vielen Menschen unterbewusst identifiziert, wenn auch sie nicht erklären können, was genau falsch ist. Wenn der Klang schlecht ist, dann heißt es einfach “das gefällt mir nicht”.

Dasselbe gilt für Visuelles. Durch das komplizierte Zusammenspiel von Schriftarten, Farben und Formen entsteht das gesamte Design. Hat sich ein Fehler in die Farb- oder Schriftkombination, visuelle Hierarchie oder die Verteilung der Elemente eingeschlichen, ist die Gestaltung nicht mehr optisch gefällig. Dann entsteht unbedingt ein unangenehmes Gefühl, wie es am Beispiel der Musik zu sehen ist. Was man dabei empfindet (Verwirrung, Ärger oder was Anderes), kommt auf den konkreten Fall an: Umso stärker die Harmonie gestört ist, desto unangenehmer ist das Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Die Palette der Emotionen, die Farben und Formen als mächtige Ausdrucksmittel hervorrufen können, ist recht breit. Wenn es also um unangenehme Gefühle beim Betrachten der Website geht, so ist sie eher entweder falsch kreiert oder ungekonnt angepasst.

Qualitätsskala für gute Website – Augenmaß & deine innere Stimme

Um zu bestimmen, wie die Website gestaltet ist, solltest du vor allem darauf achten, was dir innerhalb der ersten drei Sekunden beim Betrachten durch den Kopf schießt. Wie du eine Website direkt beim ersten Besuch wahrnimmst, hilft dir herauszufinden, ob es sich lohnt weiter zu lesen bzw. weitere Seiten aufzurufen. Hier gibt es nur drei Qualitätsstufen, auf die du dich konzentrieren solltest. Diese einfache Methode funktioniert perfekt, wenn auch sie sich als Witz anhört. Die einzige und wichtigste Voraussetzung, die zu erfüllen ist, damit Ergebnisse richtig sind, ist so – Du solltest nicht Person, die einmal im Jahr ins Web geht und dasselbe Wetterportal im Laufe letzter 10 Jahren aufruft, sondern ein aktiver durchschnittlicher Internetnutzer sein.

1.Was für ein Sch…???

Du bist überrascht, fühlst Unruhe, Unbehaglichkeit oder erlebst andere negative Emotionen. Die Gestaltung ist alles andere als ein Augenschmaus. Ein Grund dafür könnte das unprofessionelle Design sein. Da das Aussehen Hand in Hand mit der Usability geht, sind Websites mit groben gestalterischen Fehlern auch meistens nicht benutzerfreundlich. Als Ergebnis führt das dazu, dass

  • die Website unordentlich wirkt;
  • du findest dich schlecht zurecht;
  • etwas deinen Lesefluss bremst;
  • die Website für Unruhe sorgt;
  • du Infos nicht auf einen Blick wahrnehmen kannst;
  • etwas dich ständig ablenkt;
  • deine Aufmerksamkeit vom Inhalt weg gelenkt wird und du dich nicht darauf fokussieren kannst.

Wenn du auf die Website mit vielen Fehlern guckst, spürst du etwas Ähnliches. Aber dein erster Gedanke kann so sein nicht nur beim schlechten Design. Veraltete Websites, die seit Jahren einem Designstil treu bleiben, gehören auch dazu.

Je nachdem, wie alt du bist und wie lange du das Internet nutzt, kannst du dich an verschiedene Webdesign-Styles erinnern und ausrufen “Oh, die 90er” oder “Die 2000er?” Wenn du jung bist, wirst auf jeden Fall veraltete Website erkennen können, weil sich diese von anderen Websites so stark wie Kleider aus Omas Garderobe abheben.

spiegel altes webdesign

(Screenshot: Alte Website von Stern)

webdesign 90er

(Screenshot: Alte Website des Vergnügungsparks, die noch vor kurzem online war)

(Screenshot: Funktionierender Onlineshop)

Im Webdesign-Museum bei t3n entdeckst du mehr Beispiele für altertümliche Designs.

Im Gegensatz zu gegenwärtigen Websites fühlen sich alte Webauftritte nicht mehr userfreundlich an, weil sich Anforderungen an die Benutzerfreundlichkeit und Webdesign-Trends ständig ändern. Wenn die meisten Websites im Web anders sind, wird das deinem Auge und deiner Hand nicht entgehen. Denn du unternimmst normalerweise andere Schritte, um eine gewisse Aktion auszuführen, und siehst jeden Tag andere Platzierung von Elementen, größere Überschriften, andere Farbtöne u.a.

2.Ich bemerke nichts Besonderes

Das ist ein gutes Zeichen. “Nichts Besonderes” bedeutet, dass eine Website im Vergleich zu anderen Websites gar nicht schlecht abschneidet. Wenn du dich umgeschaut und nichts Besonderes (nichts Abstoßendes im Design, nichts Verwirrendes im Aufbau) bemerkt hast, dann haben sich die Entwickler an die Usability-Richtlinien gehalten und ein Websitebetreiber in Bezug auf Inhalte alles richtig gemacht hat. Es ist so, dass man auch ein ursprünglich tolles Design leicht verhunzen kann. Es genügt, die Überschriften zu groß, zu klein oder zu langsam zu gestalten. So eine ausgewogene Website, die nicht anstrengt, zeichnet sich durch die folgenden Merkmale aus:

  • Du kriegst keinen Schock vom Design;
  • Die Gestaltung ist optisch ansprechend;
  • Dir springt nichts Ungewöhnliches ins Auge;
  • Elemente sind so arrangiert, dass sie dich nicht ablenken;
  • Inhalte sind gut lesbar;
  • Du findest alles, was dich interessiert, auf Anhieb;
  • beim Website-Besuch fällt dir nicht ein, dass du etwas Ähnliches in deiner Jugend schon einmal gesehen hast.

3.Geil!

Die Website hat dich richtig beeindruckt. Womit? Das ist unwichtig. Ob schöne Grafik, trendige Farben, dreidimensionale Effekte, Animationen oder toll umgesetzte Instagram-Darstellung bei Blogs, – die Gestaltung sticht aus der breiten Masse heraus, fällt auf und trifft auf den Nerv. Die Usability-Merkmale, die zum Punkt 2 gehören, müssen freilich dabei sein, d.h. sie sollte bequem in der Nutzung sein.

Was noch zu beachten ist?

Ladezeit. Jede Website muss schnell laden. Wenn eine Website viel langsamer als andere Website geladen wird, dann wirst du das bemerken. Aber zwischen schnell und blitzschnell gibt es nicht immer gut erkennbare Unterschiede.

Responsive Design. Wenn du das Browserfenster kleiner machst, müssen sich die Elemente auf der Website in der Größe und Anordnung ändern. Geschieht das nicht, ist die Website nicht responsive gebaut. Dann ist die Website, auf der du gelandet bist, ziemlich alt. Denn Responsive Design ist seit Jahren eine Pflicht für Websites.

gute website responsive design

Wenn diese wichtigen Eigenschaften fehlen und zudem Punkt 1. vorhanden ist, ist das zu 100% eine schlechte Website. Um zu genau zu sagen, ob von dieser Website irgendwelches Risiko ausgeht und ob es sich lohnt, hier etwas zu kaufen oder dieses Unternehmen zu kontaktieren, so sollten auch andere Aspekte unter die Lupe näher genommen zu werden. Allerdings ist es gut zu wissen:

  1. Ganz neue Websites können langsam laden und nicht ideale Texte beinhalten.
  2. Langsame Ladezeit kann vorübergehend sein. Überzeuge dich, dass es nicht auf deiner Seite liegt.
  3. Nicht alle Websites müssen trendig sein und toll aussehen. Nicht super modisch bedeutet keineswegs schlecht. Denn der Design-Stil richtet sich an eine bestimmte Nutzergruppe und es gibt Branchen, die auf Websites serösen Gestaltungsstil  bevorzugen.
  4. Kleine Unternehmen haben häufiger veraltete Websites. Ein Website-Design kostet nicht viel, aber der Umzug geht ohne Profis nicht.
  5. Unternehmen, die im Webdesign, Marketing, PR oder E-Commerce tätig sind, haben häufiger eine gute Website, denn sie gehören zu Trendsettern. Technik, Industrie, Agrarwirtschaft sind Branchen, wo du ziemlich weniger hinreißende Webdesigns treffen kannst.

Schlechte Website – Musst du sofort weglaufen?

Wenn das Unternehmen einen guten Ruf hat, musst du nicht unbedingt den Tab schließen. Denn es sind viele Situationen bekannt, wenn vertrauenswürdige Firmen ihre Websites nach dem Redesign zu etwas verwandeln, dass dem Punkt “Was für ein Sch…” entspricht. Aber neu gegoogelte Websites solltest du auf jeden Fall diesem Test unterziehen und dazu dich aufmerksam in Inhalte hineinlesen, besonders in das Impressum. Wenn sich keine ausführlichen Daten zum Unternehmen finden oder ein Unternehmen, das “ganze Ewigkeit am Markt ist”, über Gmail kommuniziert, dann die Tür zu.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich nochmals sagen, dass du wichtige Merkmale für eine gute Website ohne Fachwissen erkennen kannst. Hierzu solltest du nur diese Aspekte nicht außer Acht lassen. Eine gute Website

  • sieht attraktiv aus
  • deren Inhalte sind einfach zu konsumieren
  • wirkt modern;
  • lädt schnell;
  • ist responsive umgesetzt, d.h.kommt auf allen Devices gut an.

Um zu bestimmen, ob eine gute Website noch vertrauenswürdig ist, solltest du dich mit Inhalten genauer auseinandersetzen. Denn es gibt auch seltene Ausnahmen, wenn sich hinter einer schlechten Website etwas Lohnendes versteckt. Und umgekehrt: Gauner können eine gute Website erstellen, um Nutzer an der Nase herumzuführen.

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Tags: web design
Autor: Olga Kulmann
Olga Kulmann ist eine freiberufliche Autorin beim MotoCMS-Blog. Webdesign, digitale Kunst und Grafik begeistern sie immer wieder auf neue Beiträge und gehören jetzt zu drei Dingen, ohne die sie sich ihr Leben gar nicht vorstellen kann.